Der plötzliche Verlust eines geliebten Menschen ist wahrscheinlich eine der schmerzlichsten Erfahrungen, die ein Mensch in seinem Leben machen kann. Insbesondere wenn es vollkommen unerwartet kommt wie durch eine Hirnblutung oder einem Unfall hinterlässt der Verlust nicht nur eine innere Leere, sondern auch zahlreiche Fragen, wie es denn nun weitergehen soll. Trauerprozesse sind immer individuell und doch gibt es einige Wege, die helfen können, den Schmerz zu verarbeiten und langsam wieder ins Leben zurückzufinden.
Ein plötzlicher Todesfall kann einem regelrecht den Boden unter den Füßen wegreißen. Er kann ein traumatisches Erlebnis sein und häufig fällt es schwer, die Realität des Verlusts anzunehmen – einige fühlen sich zum Beispiel Stunden und Tage nach dem Ereignis wie betäubt oder fremdgesteuert. Dieser sogenannte Schockzustand ist ein natürlicher Schutzmechanismus des Gehirns, der es ermöglicht sich schrittweise mit der schmerzhaften Wahrheit auseinanderzusetzen anstatt von den Eindrücken und Emotionen überrannt zu werden.
Dieser Zustand sollte akzeptiert werden, ob bei sich selbst oder bei anderen Hinterbliebenen. Der Schock hilft dabei, die ersten Schritte zu gehen und alles Notwendige an Bürokratie zu erledigen, bevor die Trauer möglicherweise erst später mit voller Wucht die Person trifft. Zudem geht jeder Mensch anders in diesem Moment mit der Situation um. Wird jemand emotional abgestumpft kann ein anderer sich plötzlich verstärkt in die Arbeit stürzen, um sich von dem Schmerz erst einmal abzulenken.
Jeder Mensch trauert auf seine eigene Art und Weise. Mancher findet Trost in Gesprächen mit Familie und Freunden, andere ziehen sich dagegen zurück und brauchen Zeit für sich. Jede Art der Trauer braucht seinen eigenen Raum – es gibt kein richtiges oder falsches Trauern. Genauso verhält es sich mit Gefühlen. Trauer kann eine Vielzahl von Gefühlen auslösen. Diese können von Wut über Schuldgefühle bis hin zu Hoffnungslosigkeit reichen.
Es gibt einige Strategien, um die Trauer zu bewältigen. Es kann zum Beispiel für einige Menschen hilfreich sein, ein Tagebuch zu führen und kommende Gedanken aufzuschreiben. Auch kreative Wege wie Malen oder Musik können dabei unterstützen die Gefühle auszudrücken. Im Vordergrund steht die Erlaubnis, dass man so trauern darf, wie man es selbst für richtig hält und nicht was durch gesellschaftliche Normen erwartet wird.
Ist der Verlust eines geliebten Menschen so überwältigend, dass man diesen alleine nicht bewältigen kann, sollte man sich Unterstützung suchen. Viele haben im ersten Moment sicherlich Hemmungen, über den Verlust zu sprechen oder fühlen sich sogar schuldig, ihre Trauer anderen „aufzubürden“ oder sie damit zu nerven. Sich Hilfe zu suchen ist jedoch kein Zeichen von Schwäche, sondern ein wichtiger Schritt um zu heilen. Vielleicht können schon Gespräche mit Freunden, Familienmitgliedern oder einem Trauerbegleiter helfen. Eine weitere Option sind Selbsthilfegruppen oder Trauerkreise, in denen sich Betroffene gegenseitig unterstützen können.
Eine andere Möglichkeit ist der Besuch eines Therapeuten, der sich im Gespräch auch mit schwerwiegenden Fragen auseinandersetzen kann. Wie geht man mit Schuldgefühlen um oder mit Wut? Auch quälende Fragen, ob man etwas hätte tun können, um den Verlust zu verhindern, finden hier ihren Raum. Diese Gefühle sind normal und Teil der Verarbeitung, können aber auch in einer Endlosspirale an negativen Gedanken enden. Die professionelle Unterstützung kann dabei unterstützen, die Schuldgefühle in ein realistisches Licht zu rücken und zu lernen, sich selbst zu vergeben.
Nachdem der erste Schock überwunden ist stehen viele Menschen vor der Frage, wie es jetzt im Alltag weitergehen kann. Rituale können hier einen festen Rahmen bieten und dabei helfen, den Verlust der geliebten Person in das eigene Leben zu integrieren. Es kann für einige tröstlich sein, regelmäßig eine Kerze anzuzünden, das Grab zu besuchen oder gemeinsame Erinnerungen in Form von Fotoalben oder Gedenkorten im Haus zu pflegen.
Manche Menschen suchen Ruhe und Trost in religiösen oder spirituellen Ritualen, während andere persönliche Rituale entwickeln. Das kann zum Beispiel ein Spaziergang sein oder das Schreiben von Briefen, in denen man ungelöste Gefühle und nie gesagte Worte zum Ausdruck bringt. Trauer bedeutet nämlich nicht, den Verstorbenen zu vergessen und gänzlich aus dem Leben zu streichen. Trauer bedeutet mit dem Verlust leben zu lernen.
Der Prozess des Trauerns ist nicht vorhersehbar; es gibt Tage, an denen man sich besser fühlt und andere, an denen die Trauer so stark ist, dass man keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Es kann wie eine Welle sein, die langsam auf und ab sinkt. Die Zeit ist hier ein wichtiger Faktor. Es wird irgendwann erträglich, das Leben auch ohne den geliebten Menschen zu bewältigen. Man entdeckt neue Perspektiven und kleine Momente der Freude werden häufiger.
In dieser Zeit kann es sein, dass einige Menschen sich plötzlich schuldig fühlen, wenn sie das Gefühl haben, wieder ins Leben zurückzukehren und weiterleben zu können. An diesem Punkt ist es wichtig sich ins Gewissen zu rufen, dass es in Ordnung ist wieder Freude zu empfinden und sich neu zu orientieren. Der geliebte Mensch bleibt schließlich immer ein Teil von uns mit den Erinnerungen an ihn.
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