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Stigmatisierung psychischer Erkrankungen in der Gesellschaft

Durch Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen erhalten Betroffene erst spät Hilfe (Bild von freepik).

Über psychische Erkrankungen wird selten offen gesprochen. Dabei sind sie sehr verbreitet und betreffen weltweit Millionen von Menschen. Trotz der hohen Anzahl an Betroffenen bleiben sie oft ein Tabuthema, das von Vorurteilen, Missverständnissen und Stigmatisierung geprägt ist. Insbesondere die Stigmatisierung hat tiefgreifende Auswirkungen auf Betroffene, ihre Familien und die Gesellschaft insgesamt.

Unter Stigmatisierung versteht man die Diskriminierung und negative Bewertung von Menschen aufgrund bestimmter Merkmale. Das können äußere Erscheinungsmerkmale, Staats- und Religionszugehörigkeit aber auch psychische Erkrankungen sein. Die Stigmatisierung kann noch einmal in drei Unterkategorien unterteilt werden: sozial, institutionell oder internalisiert.

Soziale Stigmatisierung umfasst die Ablehnung, Isolation oder Vorurteile von Mitmenschen, die zu einer Ausgrenzung führen. Institutionelle Stigmatisierung geht noch einen Schritt weiter, den hier zeigt sich die Stigmatisierung in Form von diskriminierenden Gesetzen oder einem eingeschränkten Zugang zu angemessener Versorgung. Die dritte Kategorie tritt dann auf, wenn die Betroffenen die negativen Meinungen über sich selbst übernehmen. Die Stigmatisierung ist dann internalisiert.

Im Fall von psychischen Erkrankungen entsteht die Ablehnung für gewöhnlich durch Unwissenheit, Angst und fehlender Aufklärung. Auch die falschen Darstellungen in den Medien, etwa die Gleichsetzung von psychischen Erkrankungen mit Gewalt oder Unberechenbarkeit, verstärken diese Vorurteile. Es kann zudem eine Verschärfung der Stigmatisierung durch kulturelle und gesellschaftliche Normen stattfinden, wenn die Pflege der psychischen Gesundheit als Schwäche oder sogar als Charaktermangel betrachtet wird.

Die Folgen für die Betroffenen sind vielschichtig. Viele zögern oft professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen aus Angst vor der Stigmatisierung. Dadurch verschlimmert sich die Erkrankung zu meist, was sich im Verlauf auf sämtlichen Ebenen des Lebens widerspiegelt. Ist die psychische Erkrankung bekannt entstehen häufig Nachteile im Arbeits- und Sozialleben, etwa Schwierigkeiten bei der Jobsuche oder beim Aufbau von festen Beziehungen. Die Isolation kann schließlich zu Depressionen, Angstzustände und ein schwindendes Selbstwertgefühl führen.

Die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen hat aber auch gesellschaftliche Konsequenzen, die zu mehrheitlich nicht wahrgenommen werden. Wenn Betroffene aufgrund von Vorurteilen keine frühzeitige Behandlung erhalten, steigen im Endeffekt die Kosten für das Gesundheitssystem. Es gehen zudem wertvolle Ressourcen verloren, wenn Menschen aufgrund von Diskriminierung nicht ihr volles Potenzial entfalten und ihren Platz in der Gesellschaft finden können.

Die Bekämpfung der Stigmatisierung erfordert deswegen einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz. Dazu zählt vor allem Aufklärung und Bildung, um Mythen, Missverständnisse und Vorurteile über psychische Erkrankungen zu reduzieren. Auch offene Gespräche können helfen, das Thema zu normalisieren und die Empathie zu fördern. Das könnte im Rahmen von öffentlichen Diskussionen und persönlichen Erfahrungsberichten umgesetzt werden.

Auch die Medien können dazu beitragen, dass psychische Erkrankungen ernst genommen und realistisch dargestellt werden. Der Weg über Selbsthilfegruppen und gemeindebasierte Programme können Betroffenen ein Gefühl der Zugehörigkeit und Unterstützung vermitteln. Als letzte Maßnahme sind Antidiskriminierungsgesetze und eine verbesserte Versorgung im Gesundheitswesen notwendig, um Betroffene zu schützen und vor allem in ihrer Genesung zu unterstützen.

Die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen ist eine der größten Barrieren für die Heilung und Integration von Betroffenen. Es liegt jedoch in der Verantwortung jedes Einzelnen, Vorurteile nicht nur zu hinterfragen, sondern auch abzubauen, empathisch zu handeln und eine inklusive Gesellschaft zu fördern.

Sie haben Fragen oder Anregungen? Schreiben Sie uns gerne über das Kontaktformular des Gesundheitsportals.

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